Jo van Nelsen: Die Schlangendame

Stummfilm-Einspieler und Grammophon-Klänge bringen diese unkonventionelle literarische Perle zum Leuchten!

Otto Julius Bierbaums „Die Schlangendame“ – ein frivoler Roman aus dem Jahre 1896 zum Wiederentdecken, Staunen und Schmunzeln!

Der satirische Roman „Die Schlangendame“ ist eine literarische Perle, die in Sujet und Atmosphäre Heinrich Manns „Professor Unrat“ (aka „Der Blaue Engel“) und Kurt Tucholskys „Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte“ vorwegnimmt: Mathilde Holunder, gefallene Pfarrerstochter, verdingt sich in einem Varieté als biegsame „Schlangendame“. Dort trifft sie auf den leichtlebigen Studenten Brock, mit dem sie ein Liebesverhältnis gegen jede Konvention eingeht – um über viele Umwege schließlich doch im Hafen der Ehe zu landen.

Unkonventionell und libertinär ist der Roman, wie das Jahr, in dem er entstanden ist und das in Bild und Ton in dieser Lesung wiedererstehen wird: 1896 feierten die Deutschen das 25jährige Bestehen des Kaiserreiches und seiner preußischen Ordnung, aber auch die Premiere der veristrischen Puccini-Oper „La Bohème“; die ersten U-Bahnen fuhren durch Glasgow und Budapest und in London beklagt man das erste Opfer eines Verkehrsunfalls, an dem ein Automobil beteiligt war. Und: 1896 wurden in Deutschland die ersten Filme in Varietés und auf Jahrmärkten gezeigt!

Ebenso unkonventionell der Autor der „Schlangendame“: Als Otto Julius Bierbaum 1910 mit nur 44 Jahren in Dresden stirbt, gilt er als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren – heute ist er fast vergessen. Vielleicht, weil er wie kaum ein zweiter am Puls seiner Zeit lebte: Er ist nichtzuletzt Vordenker des deutschen Kabaretts.

Der Grundgedanke der Grammophonlesungen, nämlich den Soundtrack zum Text direkt aus dem Trichter kommen zu lassen, wird bei dieser Lesung noch durch Einspieler früher Stummfilme ergänzt, die Original-Varieté-Nummern der Jahrhundertwende zeigen. Freuen Sie sich auf einen Abend voller Schlangendamen, Serpentinentänzerinnen, stimmungsvoller Walzer und dem Schmelz des Jahrhunderttenors Enrico Caruso.

Presse/Stimmen

„Amüsiert, konzentriert, vergnügt schmunzelnd, lachend oder spontan applaudierend verfolgte das Publikum (…) die Grammophon-Lesung „Die Schlangendame“ von Jo van Nelsen. (…) (Die) setzt sich wie ein Puzzle aus Lesung, Kommentar, Informationen, Musikeinspielung, Stummfilmen, historischen Ansichtskarten und Fotos zusammen. Je nach Szene holte der Künstler die einzelnen Teile aus seinem, einem Schatzkästchen gleichenden Fundus. (…) In seiner zweiten Grammophon-Lesung nimmt der lesende, seufzende, in die Romanfiguren förmlich eintauchende van Nelsen sein Publikum mit auf eine spannende, informative und stimmungsvolle Zeitreise, die es sich zu sehen und hören lohnt.“ (Christine Fauerbach: „Zeitreise mit Grammophonrauschen“, in : Wetterauer Zeitung, 08.04.2016)
„Diese Stimme, die Geschichten in Bilder übersetzt – wunderbar!“ (Gästebucheintrag nach der Premiere, 12.03.2015)

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Jo van Nelsen (© Katrin Schander)
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